Mongolenreich in China: Yüan-Dynastie

Mongolenreich in China: Yüan-Dynastie
Mongolenreich in China: Yüan-Dynastie
 
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts kämpften nördlich von China drei mongolische Stämme untereinander um die Vorherrschaft. 1206 hatte sich Dschingis Khan mit seiner Gefolgschaft durchgesetzt. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eroberten die Mongolen in jahrzehntelangen Kämpfen das chinesische Siedlungsgebiet, das damit erstmals in seiner Gesamtheit unter Fremdherrschaft geriet. Die überlegenen Reiter aus dem Norden nahmen 1231 auch die koreanische Halbinsel ein und setzten 1281 sogar zum Angriff auf Japan an. Ihre Schiffe hielten der japanischen Verteidigung nicht stand und scheiterten schließlich in einem Sturm, den die Japaner darum »Götterwind« (kamikaze) nannten, an den Küsten des Inselreiches.
 
Die Herrscher der neuen Dynastie Yüan schalteten die chinesische Bildungsschicht zunächst weitgehend von der Macht aus, die in der Hand des mongolischen Militärs konzentriert war. Die nach chinesischem Vorbild eingerichteten Behörden wurden von Mongolen geführt. Für vier Jahrzehnte wurden die Prüfungen für den Aufstieg in die Bürokratie abgeschafft. Erst während der Herrschaft der letzten Mongolenkaiser konnten chinesische Vorstellungen wieder größeres Gewicht erlangen. China hat unter den Mongolen in mancher Hinsicht aber auch Positives erfahren. Die Verkehrsverbindungen zu Wasser und zu Lande wurden instand gesetzt oder weiter ausgebaut. Für offizielle Zwecke richteten die Mongolen Poststationen mit Tausenden Kurierpferden ein.
 
Peking, damals Khanbalik genannt, wurde im Auftrage Khubilai-Khans, eines Enkels von Dschingis Khan, im Verlaufe von drei Jahrzehnten von einem Muslim umgebaut. Es entstanden Paläste, künstliche Hügel und Seen. Der Große Kanal, mit 1800 Kilometern die längste und älteste künstliche Wasserstraße der Welt, der in Hangchou im Süden der Provinz Chekiang beginnt, wurde unter Leitung eines hervorragenden chinesischen Organisators auf Anordnung Khubilai-Khans gründlich instand gesetzt und bis Peking verlängert. Für die Versorgung des von den südlichen Agrarzentren abhängigen Nordens war das von großer Bedeutung. Die schon im 11. Jahrhundert empfohlenen Maßnahmen zur Milderung von Hungersnöten (staatliche Getreidespeicher, freie Verteilung in Jahren mit schlechter Ernte) wurden von Khubilai wieder aufgegriffen. Marco Polo, der sich von 1275-92 in China aufhielt, berichtet über großzügige Unterstützung von Tausenden von Armen durch Khubilai.
 
China expandierte unter der Mongolenherrschaft beträchtlich. Das wichtige Gebiet im Südwesten des Reiches, die spätere Provinz Yünnan, war Mitte des 13. Jahrhunderts von den Mongolen erobert und dem Reich eingegliedert worden; ein Thai-Prinz herrschte nur noch nominell. Am Ende dieses Jahrhunderts erstreckte sich die Herrschaft der Mongolen von Korea bis an die Donau und an den Persischen Golf, vom Baikalsee im Norden bis zur Bucht von Tonkin im Süden. Araber, Venezianer und Russen trieben Handel in chinesischen Häfen; chinesische Kaufleute hielten sich in Nowgorod, Moskau und Täbris auf.
 
Ein Austausch von Ideen und religiösen Vorstellungen, Fertigungstechniken und handwerklichem Können kennzeichnete die Yüan-Dynastie. Islam, nestorianisches Christentum und römischer Katholizismus drangen bis nach China. Von ihnen überlebte nur der Islam - in Zentralasien und in Westchina.
 
Immer häufigere Volksaufstände im 14. Jahrhundert in den landwirtschaftlich reichen, aber am stärksten ausgebeuteten südchinesischen Gebieten führten 1368 zur Vertreibung der Mongolen aus Peking und zum Ende der Dynastie.

Universal-Lexikon. 2012.

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